Zeittafel

Alter Ortsplan der Gemeinde

Zeittafel

Skelett Mathilde

5000 vor Christus

Durch Funde wissen wir, dass unsere Gegend schon in der Jungsteinzeit besiedelt war.

4000 vor Christus

Erinnert wurde die Öffentlichkeit daran durch den Fund eines menschlichen Skeletts im Erdreich auf der Hülbe. Wissenschaftler ermittelten, dass vor 6000 Jahren hier eine junge Frau beigesetzt wurde. Im Volksmund heute erhielt sie den Namen Mathilde:

2500 vor Christus

Die ältesten Tonscherbenfunde reichen bis in diese Zeit zurück.
Die Keramik wies Verzierungen auf, die in der Geschichtsforschung mit "Schwieberdinger Gruppe" bezeichnet werden.

1500 vor Christus

Eine ausgedehnte Siedlung lag gegen Ende der Steinzeit im heutigen Gebiet zwischen Kästlesgraben und Zollstöckle, zu der eine Töpferei gehörte.

400 vor Christus

In der Nähe der Katharinenlinde fand man 1935 ein keltisches Grab mit reichen Beigaben.

100 - 300 nach Christus

Die Entwicklung unserer Ortschaft lässt sich auf den günstigen Übergang an der Glems zurückführen. Die Furt hatte hier wenig Wassertiefe, so dass Ross und Wagen auch ohne Brücke queren konnten.
Reste einer Römerstraße sind Beleg für eine Militärverbindung und einen Handelsweg. Den Verlauf dieser befestigten Straße kann man am westlichen Ortsrand noch heute gut erkennen. Sie verband Rhein und Donau und berührte Cannstatt, Vaihingen und Pforzheim.
Auf Siedlungen entlang dieses zu allen Zeiten viel begangenen Verbindungsweges weisen Spuren südlich der heutigen B 10 auf dem Flurstück Wartbiegel hin. Auf der nördlichen Seite beim Hummelbrunnen konnte ein Hauskeller mit festem Mauerwerk freigelegt werden.

200 - 500 nach Christus

In der wechselvollen Geschichte dieser Jahrhunderte verdrängten die Alamannen die Römer und ließen sich in den eroberten Gebieten nieder (Landnahmezeit). Sie wurden ihrerseits um 500 von den Franken besiegt, die das Christentum ins Land brachten.

260 nach Christus

In dieser Zeit entstand unser Ort. Der Ortsname wird auf den Sippenführer mit alamannischem Namen Suidbert zurückgeführt.

779 nach Christus

Das einstige Dorf Vöhingen, östlich unseres Ortes, wurde in diesem Jahr erstmals urkundlich genannt, es bestand bis ins 14. Jahrhundert. Bei den Ausgrabungen durch das Landesdenkmalamt fand man hunderte von Grabstellen und das Vöhinger Kirchle, eine heute noch so genannte Flur mit einer Pappelgruppe. In einem zweiten Grabungsabschnitt stieß man auf eine römische Siedlung und Gräber. Einem hier bestatteten Mädchen waren Vasen und eine Perlenkette beigegeben.

1160

Es ist das Jahr, zu der in Aufzeichnungen des Klosters Hirsau die Nippenburg urkundlich erscheint. Sie war Hauptsitz der damaligen Ortsherren. Das Geschlecht der Ritter von Nippenburg in Schwieberdingen starb 1609 aus. Es folgten die Freiherren von Stockheim. Friederike Juliane von Stockheim heiratete 1685 Ernst Ludwig Leutrum von Ertingen. Dieses gräfliche Geschlecht ist auch heute noch Eigentümer der Nippenburg.

1304

Es ist das Jahr der ältesten bislang auffindbaren Erwähnung von Schwieberdingen in einem Urbar des Katharinen-Spitals in Esslingen. In diesem Verzeichnis ist erfasst, von wem Äcker dem Spital übertragen wurden und wie viel Feldfrucht davon abgeliefert wurde. Auf Blatt 7 sind die "nach Schwieberdingen zu" gelegenen Ackerflächen vermerkt:

Deutsche Übersetzung: "Desgleichen hat Walther von Horrheim dem Spital zwei Jauchert Äcker übertragen (1 Jauchert entspricht 36 ar), die liegen auf der Flur "Auf Löbe", von denen wird die Hälfte des Fruchtertrages gegeben. Derselbe gab zwei Jauchert Äcker, auf dem gleichen Gelände nach Swiebertingen (Schwieberdingen) zu gelegen, von denen wird der vierte Teil des Fruchtertrages gegeben."
Auf diese Eintragung bezog sich das 700-jährige Gemeinde-Jubiläum im Jahre 2004.

Esslinger Urbar

Die Ortschaft hat sich viel früher entwickelt. Die Lage an der Furt und die nach zwei Seiten ansteigende, seit den Römern solide gepflasterte Straße, ergaben Bedarf für Spanndienste, Tränke, Schmiede, Wagner und Gastwirtschaft. Nach und nach dehnte sich der Ort in der Fläche aus.

Die Urbare des Spitals geben auch Auskunft über Namen, Berufe, Ämter und Besitz der damaligen Einwohnerinnen und Einwohner, so die Familien Krämer und Zaiser.

Der Ort war in der Folgezeit unter verschiedenen Besitzern aufgeteilt. Vor allem die württembergischen und nippenburgischen Gutsherren waren bestrebt, hier Besitz zu erlangen und zu festigen. Daran erinnern auch die zwei Wappen auf der der Festschrift aus dem Jahre 2004:

Genaueres über den "geteilten Flecken Schwieberdingen" ließ sich später aus den Urbaren des 16. Jahrhunderts entnehmen.

Festschrift 2004

1360

Fritz von Nippenburg ist der erste namentlich bekannte Kirchherr der Georgskirche, zu entnehmen der Stiftungsurkunde der "Frühmesspfründe" (das ist die Beurkundung von Entgelt oder Verfügbarkeiten für den Priester, der am frühen Morgen die Messe liest). Wann die erste Kirche entstand, ist nicht überliefert. Der Standort für eine Wehrkirche war gut gewählt. Die damals höhere Mauer mit dem Wehrgang bot Schutz. 1534 wurde zum ersten Mal evangelisch gepredigt.

1508

Philipp von Nippenburg war Bauherr des Wasserschlosses, das auf dem Hügel stand, den heute das Rathaus einnimmt. Nachfolgend sehen Sie die Wasserburg, gezeichnet nach überliefeten Anhaltspunkten:

Wasserburg

1565

Friedrich von Nippenburg und seine Frau Kunigunde ließen die Schlossscheuer errichten, wie aus dem Wappenstein in der südlichen Wand zu sehen ist:

Wappen Zehntscheuer

1597

In einem amtlichen Dokument von 1597 aus dem Archiv der Gemeinde ist der Hinweis enthalten, dass es sich bei den Sicheln im Ortswappen um Wolfsangeln handelt:

Wappen Gemeinde Schwieberdingen

Das älteste amtliche Buch im Archiv der Gemeinde stammt aus dem Jahre 1597. Dokumentiert sind darin "Verträg(e) und mit welchem Ergebnis spennige Sachen (Streitfälle) beigelegt wurden":

Ältestes Buch 1596

1615

Auf 1615 ging das frühere Rathaus zurück. Es stand an der Ecke Schulberg und Stuttgarter Straße und wurde 1968 abgetragen.

1626

Für die Entwicklung unseres Ortes war die Straße der Dreh- und Angelpunkt. Sie war aber auch das Einfallstor für Krankheiten - die Pest kam auf diesem Wege in den Ort.
Auch Raubzüge, Plünderungen, marodierende Soldaten, ja ganze Heere brachten Angst und Schrecken hierher. Auch Hungersnöte sind verbrieft.

1643

Während des 30-jährigen Krieges enthält das Kirchenbuch für neun Jahre keine einzige Eintragung. Nach einer Inschrift in der Sakristei soll der Ort völlig verlassen, "wüst und leer" gewesen sein.

Kiesersche Forstlagerkarte
Kiesersche Forstlagerkarte um 1648

1707

Im Schwieberdinger Vertrag erkaufte sich Württemberg gegen viel Geld die Schonung durch den französischen Marschall Villars. Diesen Namen erhielt der Vertrag, weil er hier im Ort geschlossen wurde.

1760

Es ist oft erstaunlich, dass sich die Menschen bei all diesen Bedrohungen immer wieder eine Existenz aufbauen, einen Beginn wagen. Ein Beispiel dafür ist die Gründung des Hardthofes, die in Stein gehauen überliefert ist. Johannes und Appolonia Schettler aus Schwieberdingen, hier neu angesiedelt, gaben ihrem Hof den Namen "Hart Hof".

Steintafel Hardthof Schettler

1791

Es  hing wiederum mit der guten Verkehrslage zusammen, dass sich Kurfürst Friedrich, 1806 zum König gekrönt, sieben Jahre lang oft im "Schlössle" (gegenüber der Georgskirche) aufhielt. Hier konnten schnell Kuriere ausgesandt und Botschaften in Empfang genommen werden. Das heutige "Schlössle", nachdem es renoviert wurde:

Schloessle

1796

Kurz vor Ende des 18. Jahrhunderts überziehen erneut Truppen den Ort. Das Grabmal des gefallenen österreichischen Offiziers Heinrich von Parzer am westlichen Friedhofszugang bezeugt die Kämpfe zwischen französischen und österreichischen Truppenteilen. Auftrag der österreichischen Nachhut war vermutlich, die Straße und den Glemsübergang zu sichern.

1810

Das "Fleckenbuch" beschreibt Schwieberdingen als einen der "frequentesten Orte" - mit Blick auf den lebhaften Verkehr. Wirtschaftlich ergibt sich ein anderes Bild, denn Ende des 18. und im 19. Jahrhundert kommen anhaltend Auswanderungen vor, die auf Familienschicksale schließen lassen.

1812

Im Gasthaus "Zum Lamm" wurde das erste Bier gebraut und ausgeschenkt. Von 1837 an ist die Brauereigeschichte auch Geschichte der Familie Essig.

1840

Als ältester Verein wird in Schwieberdingen der Liederkranz gegründet, der 1848 den heute noch geltenden Namen Sängerbund wählt. Das erste Datum trägt auch die bestickte ehrwürdige Fahne, eine der ältesten im Land.

1859

In der Oberamtsbeschreibung heißt es: Außer den Mühlgewerken sind Handwerker vorhanden, welche gewöhnlich in Dörfern nicht gefunden werden, wie Flaschner, Glaser, Gerber, Küfer und Sattler. Die Aufzählung kann man fortsetzen mit mehreren Schmieden, Fuhrdiensten, Kaufläden und Gasthöfen.

1878

Durch Gemeinderatsbeschluss wird in Schwieberdingen eine offizielle Feuerwehr geschaffen, zunächst eine Pflichtfeuerwehr, aus der später die Freiwillige Feuerwehr hervorgeht.

1899

Auf dem Hardt- und Schönbühlhof entsteht 1899 eine Freiwillige Feuerwehr.

1906

Die Nebenbahn wird eingeweiht, sie verbindet auf 22 Kilometern Streckenlänge die Orte zwischen Korntal und Weissach. Ursprünglich war eine direkte Verbindung Pforzheim - Stuttgart geplant. Ab 1948 kommt der Busbetrieb hinzu. Heute wird die Strohgäubahn von der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) betrieben.

1900 bis heute

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erleiden die Menschen zwei Weltkriege und ihre Folgen für alle Lebensbereiche. Die 1928 gebaute Betonbrücke über die Glems, zentrale Stelle der geschichtlichen Ortsentwicklung, wird kurz vor Kriegsende 1945 von der Wehrmacht gesprengt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt die amerikanische Militärregierung 1945 alle öffentlichen Befugnisse. Nur von ihr bestätigte kommissarische Bürgermeister und Gemeinderäte dürfen tätig werden. Friedrich Rothacker ist in dieser Zeit Bürgermeister. Schritt für Schritt werden wieder demokratische Gemeinwesen aufgebaut.
Die Nachwirkungen des Krieges verändern auch Schwieberdingen. Eine erhebliche Zahl von Heimatvertriebenen zieht hierher und baut sich ein Zuhause auf. von 1939 bis 1950 verzeichnet die Statistik 42% Zuzug. Der katholische Bevölkerungsteil wächst, was schließlich zum Bau einer eigenen Kirche führt, die 1964 eingeweiht werden kann. Wirtschaftlich kommt es zum Aufschwung. Schwieberdingen verändert sich von einem ländlich bäuerlichen Ort in eine gewerblich geprägte Gemeinde. Firmen siedeln sich verstärkt an, seit 1968 auch die Weltfirma Robert Bosch GmbH mit der größten wirtschaftlichen und finanziellen Bedeutung für den Ort.
In allen Bereichen des öffentlichen Lebens bilden sich neue Ansätze und Initiativen heraus.
Auf dem Gebiet des Sports wächst der 1906 als Turnverein gegründete TSV zum größten Verein mit breit gefächerten Sportarten heran. Im kulturellen Leben erlangt der 1925 entstandene Musikverein für die Jugend nachhaltige Bedeutung und Stellenwert für das Zusammenleben der Gemeinde. Es entwickeln sich kirchliche, kulturelle und musisch orientierte Zusammenschlüsse, ebenso auf Soziales, Natur und Umwelt bezogene Vereinigungen. Der Verkehr nimmt so stark zu, dass 1962 für die B10 eine Umgehungsstraße mit Viadukt über das Glemstal gebaut werden muss.
Die Bevölkerungszahlen steigen beträchtlich, Wohngebiete dehnen sich aus und in die Lebensgewohneiten werden ganz neue Möglichkeiten einbezogen.
Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde 2004 das 700-jährige Gemeindejubiläum gefeiert. Höhepunkt war das Festwochende im Juli 2004 mit einem historischen Festumzug, an dem über 1 000 Personen teilnahmen.

Luftbild Schwieberdingen 2004
Luftbild Schwieberdingen 2004

Ausführliche Details zur Ortsgeschichte finden Sie in Büchern und Broschüren - auch in der Bibliothek im Bürgerhaus.

Weitere Infos zur Schwieberdinger Geschichte finden Sie auch in der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia